|
Eine Grundsteinlegung Hals über Kopf fand gestern Nachmittag unter merkwürdigen Umständen in der Seestraße ... statt. Der bekannte Grundstücksunternehmer Graf Oppersdorf ... hat der Nazareth-Kirche eine Baustelle für eine Tochterkirche geschenkt ... die den Namen Kapernaum-Kirche führen soll. Die Schenkung ist aber an die Bedingung geknüpft, daß die Grundsteinlegung bis spätestens zum 1. Oktober d.J. erfolge; nach fruchtlosem Ablauf der Frist würde die Schenkung höchst wahrscheinlich widerrufen, und dadurch die Mutterkirche in neue Verlegenheit gesetzt werden. Infolge dessen ist "von oben her" der Befehl gekommen, die Grundsteinlegung auf das Äußerste zu beschleunigen. Die Feier wurde sofort bewirkt, aber auf den kleinsten Kreis und die zulässig kürzeste Dauer beschränkt. ... Von einer Ausschmückung der Nachbarhäuser war keine Rede - weil dort auf freiem Felde, wo sich vorläufig noch die Füchse und die Wölfe gute Nacht sagen, überhaupt keine Häuser existieren.
Quelle: Berliner Tageblatt, 1. 10. 1897
|
|